4. Advent 18.30 Uhr Gastspiel: Ein politisches Krippenspiel
Zwei Menschen auf der Suche nach einer Unterkunft. In der fremden Umgebung schlagen ihnen Misstrauen und Ablehnung entgegen. Die einzige Person, die helfen will, kann ihnen nur einen Stall anbieten.
Die Geschichte um Maria und Josef ist heute aktueller denn je. Im 3. Jahrtausend nach Christus endet sie aber nicht mit Engels-Chören und Geschenken: Kurze Zeit nach der Geburt des Jesuskindes müssen Maria und Josef, so wie in der biblischen Geschichte, die Flucht mit dem Neugeborenen fortsetzen. In unserem Krippenspiel werden sie beim Grenzübertritt nach Deutschland verhaftet. Wir zeigen das Verhör durch zwei Polizist*innen, die Abschiebehaft medienwirksam als „Wohnen minus Freiheit“ bezeichnen – wohl ohne das Abschiebegefängnis jemals von innen gesehen zu haben. Polizist*innen, die rassistische Vorurteile wiedergeben, ohne sie als menschenfeindlich, nicht einmal als problematisch zu verstehen.
Anschließend erleben wir den letzten Akt des Terrors in der heutigen Normalität einer „Zurückführung“: Asyl hat nur Jesus bekommen, weil nur er als verfolgt gilt. Maria darf als Verwandte ersten Grades bei ihm bleiben. Josef soll abgeschoben werden. Einem gerichtlich angeordneten Vaterschaftstest zufolge ist er nicht der Vater des Jesuskindes, seine Ehe mit Maria wird nicht anerkannt. Im Flugzeug, ein ganz gewöhnlicher Linienflug soll es werden, erzählt Josef einer reisenden Person von der Situation im Abschiebeknast. Wieder relativiert und verharmlost seine polizeiliche Bewachung das Geschehene. Das Publikum steht vor einer Entscheidung: Aufstehen für Widerstand und die Abschiebung von Josef verhindern? Oder weiter Augen und Ohren verschließen und den Flieger starten lassen, um den geplanten Urlaub zu genießen?
Im Krippenspiel gegen Abschiebehaft geht es um die Ausübung staatlicher Gewalt, wie sie in Deutschland alltäglich ist. Es zeigt dabei eine erschreckende Kontinuität auf, die seit viel mehr als zweitausend Jahren Weltgeschichte andauert und eine Inhaltswarnung notwendig macht. So wird in unserem Stück auch von Herodes und dem Kindermord von Bethlehem erzählt.
Wir erleben eine Familie, die Schutz und Sicherheit sucht, um dann ohne Vorwarnung, ohne Anlass verhaftet und in Isolation und Verzweiflung gedrängt zu werden. Und was genau haben Stella, Ägypten und 10 Gerechte damit zu tun? Eine Kleinstadt an der schleswig-holsteinischen Elbe, in der Matjesfeste gefeiert und nur wenige Meter davon entfernt Menschen ihrer Freiheit beraubt werden?
Freiheit muss ein Menschenrecht bleiben; ein Recht, das für jeden einzelnen Menschen gilt.